Dienstag, 27. September 2016

"Die Realität ist der Ort, wo der Pizzabote herkommt."

Wow. Unsere Gesellschaft ist tatsächlich am Arsch! 
Habe gerade, weil ich noch die wahnwitzige Hoffnung auf Besserung hatte, bei Google nach den Stichworten "weg vom Handy" gesucht. Nur mal so aus Interesse, ob ich denn eigentlich der einzige Mensch auf Erden bin, den das ständige auf-einen-Bildschirm-Geglotze tierisch stört. 
Bin ich scheinbar.
Denn erschreckenderweise habe ich nur ungefähr zwei oder drei Artikel gefunden, die sich tatsächlich mit dem Thema beschäftigt haben. Alle anderen handelten davon, was man tun kann, wenn das "Handy weg" ist. Tzz. Und die Artikel, die ich gefunden habe, waren nicht mal brauchbar. Der eine bestand aus einem Bild und ungefähr fünf Zeilen Text, die besagten, man solle doch mal wieder ein Buch in die Hand nehmen und das Leben genießen. Aha. Danke, da wäre ich nie drauf gekommen. Und der zweite Artikel handelte von Handysucht bei Kindern. Es sei ein Problem, wenn Kinder den ganzen Tag aufs Handy starren würden, ihre Schulaufgaben nicht erledigen würden blablabla... kein Wort davon, dass die lieben Kleinen ja eigentlich nur ihre Eltern imitieren, die schlussendlich den lieben langen Tag auch nichts anderes tun und schon, wenn sie noch den Kinderwagen durch die Gegend schieben, mit einer Hand das verführerische Gerät umklammern.
Mein zukünftiger Arbeitgeber hat mich letztens nach meiner Telefonnummer gefragt. Hab ihm unsere Festnetznummer gegeben, weil ich auf meinem Handy normalerweise nicht erreichbar bin. Auf die Frage, wie ich denn unterwegs telefonieren würde, antwortete ich nur, dass ich gar nicht telefoniere, wenn ich unterwegs bin. Der Blick war grandios! Ungefähr so, als hätte ich gerade ein Ei gelegt.
Ich freue mich schon auf die Zeit, in der die Bewegung "Schalt doch mal das Handy aus" in die Welt gerufen wird und die Menschheit plötzlich bemerkt, was sie all die Jahre verpasst hat. Ich sehe schon die großen Plakate vor mir: 
"Kopf hoch, vor dir ist das Leben!" 
"Bäume umarmen statt dagegen rennen!"
"Ein Sonnenuntergang ist auch ohne Photoshop schön!"
"Don't worre, be offline!"
Dann werden Broschüren zum Thema "Vom richtigen Umgang mit Smartphones" schon im Kindergarten ausliegen, es wird Kennlernspiele nach dem Motto "Ich heiße Lisa und verzichte auf mein Handy, weil..." geben und die wahrhaftigen Unterstüzer dieser Bewegung werden alle Handys ihrer Freunde einsammeln und im Tresor einsperren, wenn sie zu Besuch kommen.
Ich freu mich schon drauf!! Aus ganzem Herzen!
Bis dahin werde ich immer, wenn ich mit jemandem Zeit verbringe, der ständig an seinem Handy hängt, ein Buch dabei haben und im regelmäßigen Abstand von drei bis fünf Minuten kommentarlos zwei Seiten lesen. Jawohl. Und wenn mein Gegenüber fragt, was ich da tue, dann gebe ich so schlaue Dinge wie "warte kurz" oder "Moment, das ist wichtig" von mir.
Und ich werde nie wieder jemanden warnen, falls er oder sie gegen einen Laternenpfosten rennt, weil der Blick nach unten auf einen kleinen Bildschirm geheftet ist! Nie wieder!